Thomas Finn im Interview

Ein- bis zweimal im Jahr finden im Ideenreich Workshops und Seminare zum Thema "professionelles Schreiben" mit unserem bewährten Dozenten-Team statt. Heute stellen wir Thomas Finn ein paar Fragen zu diesem Thema:

 

 

 

 

 

 

Wir lieben deine Art, Spannungsbögen, die Drei-Akt-Struktur und Szenenaufbau mit Händen und Füßen darzustellen und zu erklären. Im Doku-Video sagst du, dass du dir zu Beginn deiner Karriere auch eine Art Schreiblehrer gewünscht hättest. Reicht es nicht, dass man Deutschunterricht in der Schule hatte?

 

Nun, es wäre schön, wenn Letzteres reichen würde, doch das tut es leider nicht. Ansonsten könnte ja jeder, der schon mal fehlerfrei einen Aufsatz oder einen Brief geschrieben hat, auch einen Roman verfassen. Tatsächlich ist die reine Sprache ja bloß ein Hilfsmittel, um eine Geschichte zu vermitteln. Aber eine Geschichte zu ersinnen und niederzuschreiben erfordert sehr viel mehr: Ideenreichtum, ein Gefühl für Spannung, die Kunst der Dramaturgie, die Kunst der richtigen Recherche und und und ... Das alles leistet ein herkömmlicher Deutschunterricht nicht. Nicht einmal, wenn man sich in höheren Jahrgangsstufen mit Literatur beschäftigt.

 

Gibt es Geheimtricks, die ihr nicht verratet?

 

Ganz im Gegenteil. Wir versuchen vielmehr im Rahmen unserer Seminare und Workshops alle uns bekannten „Geheimtricks“ weiterzugeben. Letztlich handelt es sich dabei um wichtige Regeln und Erkenntnisse, die sich ganze Generationen an Autoren und Geschichtenerzähler erarbeitet haben – und die letztlich dabei helfen sollen, frühzeitig Fehler bei der Storyführung zu vermeiden. Sie sollen dabei helfen, eigene Geschichten zu verbessern und damit veröffentlichungsreif zu machen. Letztlich kommt es aber darauf an, wie jeder Einzelne dieses Wissen auch für sich nutzt. Nehmen wir mal folgende wichtige Merkregel: „Mit einem guten Anfang ziehst du den Leser in deinen Roman, mit einem guten Ende sorgst du dafür, dass er hoffentlich auch zu deinem nächsten greift.“ Das zu wissen ist als Autor wichtig.  Wie erfolgreich du das dann aber auch umsetzt, ist letztlich von deinem Talent abhängig. 

Markus Heitz und Thomas Finn, Workshop 2018
Markus Heitz und Thomas Finn, Workshop 2018

In Deutschland werden jährlich ca. 90.000 Bücher veröffentlicht. Hast du keine Angst, dass ihr durch die Veranstaltungen die Konkurrenz noch wachsen lasst?

 

Nein. Im Gegenteil. Ich freue mich über jeden neuen Kollegen, der es schafft, einen Roman zur Veröffentlichungsreife zu bringen. Nur ist das bloß die halbe Miete. Denn danach gilt es – zumindest für jene, die ebenfalls von dieser Tätigkeit leben möchten – Kontinuität, Einfallsreichtum und Ausdauer zu beweisen, um sich am Buchmarkt auch zu halten. Auch diesen Aspekt versuchen wir zu vermitteln: Denn nach der Arbeit ist stets vor der Arbeit. 

 

Diese Frage hat Sina Beerwald für dich: Wenn du auf dein bisheriges Autorendasein zurückblickst: Welcher Moment war dein glücklichster, welcher dein traurigster und welcher dein kuriosester?

 

 

Oje. Es gab und gibt immer wieder glückliche Momente. Etwa damals, als ich meinen ersten richtigen Roman in Händen hielt. Ganz besonders ausgeprägt war dieses Gefühl aber, als Ravensburger meinen Roman „Das unendliche Licht“ als sogenannten Prime-Titel ins Programm nahm, ein Cover nicht bloß von der Stange entwerfen ließ und sich richtig für den Verkauf einsetzte. So etwas erlebt man leider nicht allzu häufig – ich heiße ja nicht Markus :-D Traurig war ich bei all jenen tollen Projekten, die mich viel Schweiß und Arbeit gekostet hatten, bei denen dann aber der jeweilige Verlag aus – zum Teil sehr kurzfristigen - Marketingentscheidungen oder reiner Luschigkeit heraus nicht mitzog, um mir zu helfen, das Buchprojekt auch an den Leser zu bringen. Denn auch das muss man erst einmal verinnerlichen: ein Roman kann überhaupt nur dann erfolgreich sein, wenn der jeweilige Verlag es schafft, ihn auch im Handel zu präsentieren. Das kurioseste Ereignis erlebte ich so um 2005. Ich las in Leipzig auf der Fantasy Leseinsel – als eine Gruppe fundamentalistischer Christinnen meine Lesung sprengte, und lauthals verkündete, dass Fantasy und Phantastik die Einfallstore für das Wirken des Satans seien. Wohlgemerkt, das war einige Jahre bevor ich „Schwarze Tränen“ schrieb ... :-D

 

Als nächstes wird Markus Heitz interviewt, das ist deine Gelegenheit, eine Frage hinzuzufügen:

Schreiben wird von vielen Autoren als eine ziemlich einsame Angelegenheit empfunden. Hast du spezielle Hilfsmittel, die dir dabei helfen, während des Schreibens motiviert zu bleiben?

 

Informationen zu Thomas Finns Veröffentlichungen finden Sie hier: http://thomas-finn.de

Informationen zu den Veranstaltungen finden Sie hier: Workshops und Seminare

 

Sina Beerwalds Interview: hier

 

Alle Dozenten, ein paar Teilnehmer/-innen und das Ideenreich-Team in bewegten Bildern:

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